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Kloster die größte Kraftleistung des Christentums ist.
Bei seiner Rückkehr fand Raoul ein Billett von Florine
vor, das ihre Kammerzofe gebracht hatte. Aber der
Schlaf übermannte ihn und er konnte es nicht mehr lesen.
Er entschlief in den ersten Wonnen der holden Liebe, die
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seinem Leben gefehlt hatte. Ein paar Stunden später las
er den Brief. Er enthielt wichtige Nachrichten, die weder
Rastignac noch de Marsay hatten durchsickern lassen.
Dank einer Indiskretion hatte die Schauspielerin erfahren,
daß die Kammer nach der Sitzungsperiode aufgelöst
würde. Sofort ging Raoul zu Florine und schickte nach
Blondet. In dem Boudoir der Schauspielerin erörterten
Emil und Raoul, die Füße am Kaminfeuer, die politische
Lage Frankreichs im Jahre 1834. Auf welcher Seite lagen
die besten Aussichten auf Erfolg? Sie gingen alle durch,
die reinen Republikaner, die Präsidentschaftsrepublika-
ner, die Republikaner ohne Republik, die Konstitutionel-
len ohne Monarchie, die konstitutionellen Monarchisten,
die konservativen Ministeriellen, die absolutistischen
Ministeriellen, dann die Rechte, die zu Konzessionen
bereit ist, die aristokratische, legitimistische, karlistische
und die Heinrich V. huldigende Rechte. Zwischen den
Parteien des Rückschritts und des Fortschritts gab es kei-
ne Wahl: ebensogut konnte man über Leben und Tod
streiten.
Eine Fülle von Zeitungen, die damals für alle diese
Schattierungen entstanden waren, lieferte den Beweis für
den furchtbaren politischen Wirrwarr der Zeit, den Brei,
wie ein Soldat es nannte. Blondet, der urteilsfähigste
Geist der Zeit, aber urteilsfähig für die andern, nie für
sich, wie jene Advokaten, die ihre eigenen Geschäfte
schlecht besorgen, war bei diesen privaten Erörterungen
hervorragend. Er gab Nathan also den Rat, nicht plötzlich
umzuschwenken.
»Junge Republiken, hat Napoleon gesagt, macht man nie
aus alten Monarchien. Also, mein Lieber, werde du zum
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Helden, zur Stütze, zum Schöpfer des linken Zentrums
der nächsten Kammer, und du wirst in der Politik dein
Glück machen. Ist man erst mal am Ruder, in der Regie-
rung, so stellt man sich wie man will und geht mit allen
siegreichen Richtungen.«
Nathan beschloß die Gründung einer politischen Tages-
zeitung, deren unumschränkter Herr er sein wollte. Die
Zeitung sollte mit kleinen Blättern, von denen es in der
Presse wimmelte, verschmolzen werden und Beziehun-
gen zu einer Zeitschrift aufnehmen. Durch die Presse
waren so viele ringsum emporgekommen, daß Nathan
nicht auf Blondets Rat hörte, der ihn warnte, sich nicht
darauf zu verlassen. Blondet bewies ihm das Verkehrte
seiner Spekulation. Die Zahl der Zeitungen, die sich um
die Abonnenten stritten, war übergroß; die ganze Presse
schien ihm überlebt. Aber Raoul vertraute auf seine an-
geblichen Beziehungen und seinen Mut. Er stürzte sich
voller Wagemut hinein. In hochmütiger Regung stand er
auf und sagte:
»Es wird mir gelingen!«
»Du hast keinen Groschen!«
»Ich schreibe ein Drama!«
»Es wird durchfallen.«
»Nun schön, laß es durchfallen,« sagte Nathan.
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Er raste mit Blondet, der ihn für verrückt hielt, durch
Florines Wohnung; dann warf er gierige Blicke auf die
darin angehäuften Schätze: nun verstand ihn Blondet.
»Das sind etwas über hunderttausend Franken,« sagte
Emil.
»Ja,« seufzte Raoul vor dem Prunkbett Florines. »Aber
lieber verkaufte ich für den Rest meines Lebens Sicher-
heitsketten auf den Boulevards und lebte von Bratkartof-
feln, als daß ich einen Nagel von dieser Einrichtung
verkaufte.«
»Keinen Nagel,« sagte Blondet, »aber alles. Der Ehrgeiz
ist wie der Tod, er muß seine Hand auf alles legen; er
weiß, daß das Leben ihm auf den Fersen sitzt.«
»Nein! hundertmal nein! Von der Gräfin von gestern
nähme ich alles, aber Florine ihr Heim wegnehmen ...«
»Ihre Münzstätte umstürzen,« sagte Blondet mit tragi-
scher Miene, »die Wage zerbrechen, den Münzstempel
zerschlagen, das ist schwer.«
»Soviel ich verstanden habe, willst du dich auf die Politik
werfen, statt aufs Theater,« bemerkte Florine, die plötz-
lich dazukam.
»Ja, mein Kind, ja,« sagte Raoul in gutmütigem Tone,
umschlang ihren Hals und küßte sie auf die Stirn. »Du
schmollst? Verlierst du dabei etwas? Wird der Minister
der Königin der Bretter kein besseres Engagement ver-
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schaffen als der Journalist? Wirst du keine Rollen und
Gastspiele kriegen?«
»Wo willst du das Geld hernehmen?« fragte sie.
»Von meinem Onkel.«
Florine kannte Raouls Onkel. Er meinte damit den Wu-
cherer, wie man im Volksmunde von der Tante spricht,
wenn man das Leihhaus meint.
»Beunruhige dich nicht, kleiner Schatz,« sagte Blondet
zu Florine, indem er ihr auf die Schulter klopfte. »Ich
werde ihm die Unterstützung von Massol verschaffen.
Das ist ein Advokat, der wie alle Advokaten einmal Jus-
tizminister werden möchte. Und den Beistand von du
Tillet, der Abgeordneter werden möchte, von Finot, der
noch hinter einer kleinen Zeitung steht, von Plantin, der
Beisitzer im Staatsrat werden möchte und Verbindung
mit einer Zeitschrift hat. Jawohl, ich werde ihn vor ihm
selbst retten. Wir werden Etienne Lousteau hierher zitie-
ren, der das Feuilleton schreiben wird, Claude Vignon,
der die hohe Kritik machen soll. Felicien Vernou wird
die Haushälterin der Zeitung sein, der Advokat wird ar-
beiten, du Tillet wird sich der Börse und der Industrie
annehmen, und wir werden sehen, wozu sie es mit verei-
nigtem Willen im gemeinsamen Joche bringen.«
»Zum Armenhaus oder zum Ministerium,« sagte Raoul,
»wohin die geistig und leiblich ruinierten Menschen ge-
langen.«
»Wann verhandelt Ihr mit ihnen?«
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»Hier, in fünf Tagen,« sagte Raoul.
»Du wirst mir sagen, wieviel Geld dazu nötig ist,« sagte
Florine schlicht.
»Aber der Advokat, du Tillet und Raoul können die Sa- [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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